Starkregen oder urbane Sturzflut

„Wasser verschwindet nicht, Bäche und Flüsse führen das Wasser in die Meere, dort verdunstet es und trifft als Niederschlag wieder auf Landflächen. Aber die Niederschläge verteilen sich zunehmend anders.“

Professor Dr. Ing. Helmut Grüning vom Institut für Infrastruktur, Wasser, Ressourcen, Umwelt (IWARU) der Fachhochschule Steinfurt forscht im Bereich Stadthydrologie und Wasserversorgung und nennt sich „Wasserbauer“.

„In Deutschland haben wir Jahresniederschläge zwischen 400 bis 1800 Millimeter pro Jahr.“ In nur sieben Stunden fielen im Juli Münster 2014 jedoch 292 l/m² Regen, eines der extremsten in Deutschland je erfassten Starkregenereignisse. Statistisch sei das ein Jahrtausendereignis oder noch seltener. „Aber es kann morgen wieder passieren.“

Die Entwicklungen des Klimas über lange Epochen, Trockenheit am Beispiel der Magdeburger Börde, Hitzerekorde und -tote in Europa, verheerende Sturzfluten und Starkregen erläuterte er im vhs-Forum.

Großer Bildschirm mit Temperaturkurve der letzten tausend Jahre.
IPCC-Bericht, Climate-Change 2001, Prof. Dr. Helmut Grüning, FH

Die klimaresiliente Stadtentwicklung und lokale Eingriffe durch den kommunalen Tiefbau etwa durch Überflutungsflächen auch in Innenstädten oder Rückhaltebecken und Baumrigolen mit unterirdischen Speichern an extra gepflanzten Bäumen, böten zukunftsorientierte Gegenmaßnahmen.

Hochwasser sei mit seinen Schäden weiträumig, urbane Sturzfluten wie im Ahrtal durch das Ansteigen des Wasser entlang der im Kessel eingezwängten Flüsse extrem. Oftmals zugewachsene ‚verklauste‘ Brücken und Abflüsse oder sich kreuzende Bach- und Flusseinmündungen, die zu reißenden Wasserfluten würden, verhinderten den Abfluss.

Er berichtete über extreme Wetterereignisse, die immer mehr zunähmen, und erläuterte Vorsorgemaßnahmen für das private Haus und Grundstück. Auch private Maßnahmen seien wichtig.

Professor Dr. Helmut Grüning erzeugte modellierte Überflutungen

„Mit der AR- Sandbox lassen sich Starkregen und Überflutungen nachbilden, obwohl kein Tropfen Wasser fließt“, so der Wissenschaftler.

Die vhs Münster und der Fachbereich „Energie, Gebäude, Umwelt“ der Fachhochschule Münster/Steinfurt stellten ein Modell der „Augmented Reality (AR) Sandbox“ aus. Mit den Händen konnte man das Bodenrelief im Sand verändern und Wasserabflüsse modellieren. „Einfach schauen, was passiert, riet Grüning den Besucherinnen und Besuchern.

Die Starkregengefahrenkarte der Stadt Münster verrät anhand von drei berechneten Szenarien, wie sehr das eigene Grundstück von Starkregen oder Überflutung betroffen sein kann.

Diese Modelle habe sein Doktorvater entwickelt, schmunzelt der Wasserbauer.


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