Freitag, 16.06.2023
Zum Abschluss dieses ersten Bildungsurlaubs an der Mosel standen am Freitag die Geologie des Moseltals, als Grundlage für die besondere Qualität des Weinbaus an der Mosel sowie der Besuch der kleinen Gemeinde Beilstein auf dem Programm – dem „Dornröschen der Mosel“.

Die typischen Schiefergesteine der Mosel sind aus Ablagerungen des Devonischen Meeres entstanden. Dieses flache tropische Meer existierte vor über 440 Millionen Jahren (im Erdzeitalter Devon) zwischen den Urkontinenten Godwana und Laurasia. Als diese beiden sich im anschließenden Erdzeitalter Karbon zu Pangea zusammenschließen, verschwindet das Meer und die Ablagerungen wurden gestaucht, aufgestellt und zusammengepresst. Über die Jahrmillionen entstand aus den sandigen Ablagerungen das Schiefergestein, das heute das rheinische Schiefergebirge bildet.


Je nach mineralischer Zusammensetzung ist der Schiefer rötlich, bläulich oder eher gräulich gefärbt. Sehr dunkler Schiefer, wie er für die Dächer und als Wandverkleidung genutzt wird, enthält einen hohen Anteil an organischem Material – Reste von Pflanzen und anderen Lebewesen.
Auch wenn die Mineralien des Schiefers im Wein nicht nachweisbar sind, sind die Winzer davon überzeugt, dass sie dem Moselwein eine besondere mineralische Note geben.
Für den Riesling bietet er auf jeden Fall besten Wachstumsuntergrund. Denn die Wurzeln dieser Rebe können auf der Suche nach Waser tief in die Ritzen und Spalten des Schiefers eindringen.
Viel später – im Quartär – hob sich die gesamte Moselregion an. Den Fluss gab es schon und je höher das Gestein gedrückt wurde, desto tiefer grub sich der Fluss in den Untergrund. Das Wasser suchte sich seinen Weg und die Mosel erhielt ihre vielen Schleifen – die Mäander genannt werden.

In einer dieser Moselschleifen liegt das Örtchen Beilstein. Es verströmt urigen Flair mit mittelalterlichen Stadttoren, Fachwerkhäusern, einer ehemaligen Synagoge, einem Kloster und einer Burgruine. Es wurde in den letzten Jahrhunderten kaum zerstört und blieb – anders als Cochem – auch im zweiten Weltkrieg verschont. Lediglich die Höhenburg wurde 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg von Ludwig XIV. zerstört.
Die Stadt erhielt bereits 1309 Stadtrechte und auf dem Marktplatz unterhalb des Zehnthauses wurden nicht nur Wein und Weintrauben gehandelt. Ein Gesetz sah vor, dass alle Schiffe, die vorbeifuhren ihre Waren auf den Marktplätzen anbieten mussten. So wurde das kleine Beilstein zu einem wichtigen Umschlagplatz für Waren.

Groß ist es dadurch nicht geworden. Dafür gab es auch zu wenig Platz, denn der Ort wurde in den steilen Prallhang eines Moselmäanders gebaut. Oberhalb des alten Ortskerns befindet sich ein altes Kapuzinerkloster, von dem heute noch die Klosterkirche sowie das Haus des Priors (des Klosteroberen) erhalten geblieben ist. In der ehem. Klosterkirche St. Josef befindet sich eine schwarze Madonna aus dem 12. Oder 13. Jahrhundert, die die Spanier im 30jährigen Krieg dagelassen haben.

Heute leben in Beilstein ca. 140 Einwohner und es wird schätzungsweise von 2,5 Millionen Touristen im Jahr besucht. Wir haben den Ort sehr ruhig erlebt und dennoch stellten wir uns die Frage: Wieviel Tourismus verträgt so ein Ort?

Das geschwungene Fachwerk mit den kleinen Tupfen symbolisiert Weinreben.
Fotos & Text: Franzis Brüse
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