Im Botanischen Garten der Universität Münster blüht und grünt es überall. Am Eingang treffen wir Mirja und Johanna, die die Kinder und ihre Eltern begrüßen. Die Kinder gehen alleine mit.
Dr. Mirja Hentschel ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Botanischen Garten, Johanna Schmidt Studierende. Sie führen die Kids bei ihrem zweieinhalbstündigen Besuch.
Im Botanischen Garten blüht es Ende Juni überall
Was sind denn eigentlich Faserpflanzen?
„Welche Faserpflanzen kennt ihr?“, fragt Mirja auf der Wiese unter einem großen Baum.
„Brennnesseln“, ertönt es laut.
Mirja erklärt den Kids heute, woraus ihre Kleidung gemacht ist.
Den Unterschied von Fasern mit pflanzlichem, tierischem oder chemischen Ursprung können die Kinder fühlen – und riechen.
Sie fühlen einen karierten Baumwollstoff und erhalten eine Handvoll Schafwolle. Kratzt leicht, ist fettig und riecht etwas streng. Schafwolle fühlt sich anders an als Baumwolle.
„Mein T-Shirt ist ganz weich“, befühlen die Kinder ihre Pullis. „Guckt doch mal auf das eingenähte Schildchen, woraus ist eure Kleidung gemacht?“, will Mirja wissen. Alle T-Shirts sind aus Baumwolle.
Aber es gibt auch Mischgewebe aus verschiedenen Fasern. Mirja holt einige Kleidungsstücke aus verschiedenen Garnen aus der Schubkarre – auch eine graue Weste ihrer Oma. Sie hält sie hoch. Die ist aus Polyester, das ist eine Chemiefaser, sie raschelt so komisch.
Schubkarre mit vielen Materialien für den Workshop „Faserpflanzen“
Welche Faserpflanzen finden wir im Botanischen Garten?
Die Kinder machen sich auf die Suche und gehen in zwei Gruppen geführt von Mirja und Johanna los. Die drei Faserpflanzen sollen sie mit Hilfe eines gezeichneten Plans finden.
Um Brennnesseln, Baumwolle und Lein soll es heute gehen.
An einer Wildblumenwiese machen die Kids zuerst halt. Dort wachsen lange Stängel mit kleinen Fruchtständen oben dran. Sie sind noch grün.
„Wenn die Pflanzen gelb sind, werden sie geerntet, aber nicht abgemäht, sondern herausgerissen. Sonst brechen die langen Halme ab, die noch verarbeitet werden sollen. Das macht eine Maschine“, erklärt Mirja ihrer kleinen Gruppe anhand von einfachen Erklärungen mit Fotos.
Fruchtstände der Leinpflanzen (WWU/Botanischer Garten)
Die Garben werden gekämmt und zu Garn gesponnen. Was kann man alles daraus machen? Zum Beispiel Betttücher. Sie sind schön kühl, knittern aber auch schnell wie auch der Kleiderstoff. Oder Leinwand. Denn der Holzrahmen ist mit Leinen bespannt.
„Leinsamen könnt ihr über euer Müsli streuen, den kann man essen“, erklärt Mirja und zeigt auf eine Abbildung. In welchem Wort ist denn „Lein“ enthalten? Da müssen die Kinder länger überlegen. In Leine. Für Schiffe wurden aus den Fasern lange Leinen gedreht.
Ein kurzer Erklärfilm auf einem Tablet erzählt noch mehr über die Pflanze, die auch im Münsterland auf den Feldern wächst.
Brennnesseln machen Aua
Auf zur nächsten Pflanze. Sie steht im Arzneigarten und ist mit kleinen Härchen bedeckt. Die Stängel sind sehr lang. Anfassen tut weh.
„Seid ihr schon mal an den Blättern und Stielen entlanggestreift?“ fragt Mirja. Das brennt, ist aber nicht gefährlich. Ja, das Brennen kennen die Kids aus eigener Erfahrung.
Brennnesseln nur mit Vorsicht anfassen (WWU/Botanischer Garten)
“Aus Brennnesseln wird Nesselstoff gemacht, deshalb heißt er so“, erklärt uns Mirja.
Auf zur dritten Faserpflanze in das Victoria-Tropengewächshaus vorbei an der Orangerie. Die Kinder finden den Weg alleine.
„Puh, hier ist es richtig feucht und warm.“ Am Teich mit den riesigen Victoria-Seerosen bleiben die Kids stehen. Fische schwimmen darin. Das ganze Tropenhaus ist voll mit riesigen Pflanzen, auf ihren großen Blättern sind viele Wassertropfen.
Aber wo ist die Baumwollpflanze?
Baumwollstrauch im Viktoria-Tropenhaus im Botanischen Garten
„Die Baumwolle wächst an einem Strauch, nicht am Baum“, schmunzelt Mirja.
Da sind grüne Büsche mit weißen Tupfen dran, wie Watte sehen sie aus.
„Fühlt sich sehr feucht und weich an!“, spüren die Kids. Sie merken aber auch, dass in den Wattebäuschchen Samen sind, die pieksen.
Sie erfahren sehr viel über den Anbau von Baumwolle in tropischen und subtropischen Ländern, den hohen Wasserverbrauch und die Menschen, die die viele Fußballfelder große Plantagen mit der Hand abflücken. Mit der Maschine geerntete Baumwolle enthält noch Pflanzenreste. Feine Baumwolle wird ausschließlich mit der Hand gepflückt.
Die Infos sehen sie auf dem Erklärfilm auf dem Tablet.
Einzelne Baumwollblüte
Die Suche nach den Faserpflanzen ist zu Ende. Für die Älteren käme noch der Hanf dazu, aber das ist für die Kleinen noch zu viel an Infos.
Zurück am Tisch gibt erst mal eine Frühstückspause und dann basteln die Kinder aus Fasern und Perlen eigene kleine Armbänder und nehmen sie mit nach Hause.
Jetzt wissen sie, woraus ihre Kleidung gemacht wird.