„Die Schafe auf dem Emshof haben eine dicke Wolle, die die Kinder anfassen und riechen können,“ so Thomas Mosebach, Hofleiter des Schulbauernhofes. Bentheimer Schweine oder Schafe und natürlich großartiges Gemüse können die Kids selber entdecken und Schlangengurken oder die gestreifte Zebra-Tomate ernten.
Das „Zukunftsdiplom für Kinder von sechs bis zehn Jahren“ startet in den Osterferien. Der Emshof ist einer der über 20 beteiligten Kooperationspartner, die das abwechslungsreiche Programm von März bis Mitte August in den Ferien und am Wochenende gestalten.
Thomas Mosebach, Regula Püschel, Laura Hebling auf dem Emshof
Regula Püschel, vhs Münster, und Laura Hebling vom Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit, bitten die Kinder und ihre Eltern, sich einmalig auf der vhs-Homepage anzumelden. Das kostet 10 Euro. Danach können sie an beliebig vielen Aktionen teilnehmen.
200 Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren haben von April bis August an knapp 70 Veranstaltungen rund um die Themen Natur, Nachhaltigkeit und Umwelt teilgenommen. 86 Kinder Kids erhielten eine Urkunde nach dem Besuch ihrer Workshops.
Thomas Paal, Stadtdirektor der Stadt Münster, und VHS-Fachbereichsleiterin Regula Püschel haben die bunte Urkunde an knapp 40 anwesende Kids im Beisein ihrer Eltern überreicht.
Knapp 40 Kids mit buntem Zukunftsdiplom mit Fachbereichsleiterin Regula Püschel und Stadtdirektor Thomas Paal im vhs -Forum
Nach dem Besuch der Mitmach-Veranstaltungen von April bis August erhielten die Kinder einen Stempel auf ihre Karte. Drei Stück brauchten sie für ihr Diplom. „Ich habe neun Stempel“, strahlt Josi, acht Jahre alt, und erzählt bei der Abschlussveranstaltung von ihrem letzten Workshop mit Bienenwachs. „Da habe ich eine Kerze gebastelt.“
Josi hat ihre Karte mit neun Stempeln zur Übergabe mitgebracht.
Im Kinderspielzeugmuseum mit ganz alten Ausstellungsstücken zum Liebhaben gefiel es Josi besonders gut. Tomatensauce auf dem Kochfahrrad „Pepe“ kochen, das hat ihr Spaß gemacht. Gerettete Lebensmittel hat die Initiative Sichtwechsel_2030 im Juli drei Mal mit Kindern zu leckeren Gerichten geschnippelt und verkocht.
von li.: Yvonne und Verena haben mit Kids geschnippelt und gekocht.
Auch Lotta und Mia, beide neun Jahre alt, haben zu zweit und alleine viele Veranstaltungen besucht. „Ich war bei ‚Was quakt denn da?‘ mit dem Netz im Wasser keschern!“ meint Lotta lachend und hat jede Menge Neues über die Natur in der Biologischen Station Rieselfelder erfahren.
„Beim ‚fairwursten‘ haben wir Tofubällchen und Brotlinge zum Grillen gemacht“. Das war bei einem Kochworkshop der fairTeilbar in der VHS-Küche im Gesundheitshaus.
Mia und Lotta, beide 9 Jahre alt, haben viel Neues gelernt.
Sie haben beim Kinderzukunftsdiplom auch einen mobilen Kühl-schrank gebaut oder Papier geschöpft. Die 250 Kartoffelsorten in Peru haben sie erstaunt. „Weiße tiefgefrorene Kartoffeln halten zehn Jahre“, wissen sie seit ihrem Workshop ‚Eine Knolle geht auf Reisen‘ des Vereins Ethnologie in Schule und Unterricht. Die Methodenvielfalt hat ihnen sehr gefallen. Außerdem haben sie Kartoffelleckereien gekocht.
Als plötzlich zwei Handwerker ein Baugerüst reinschieben, sind die Kinder im Saal überrascht. So langsam erkennen sie, dass es sich um ein Kindertheater handelt. Im Stück „mehr mehr mehr“ von Erpho Bell erzählt das „Figuren-Theater Treibkraft“ wie der Kreislauf der Natur aus dem Takt geraten ist. Was können alle gemeinsam dagegen tun?
Matthias Damberg und Katja Ahlers vom Theater „Treibkraft“ aus Hamm kamen im Blaumann.
In vielen Szenen, mit Handpuppen in weiteren Rollen und Meeresbewohnern, die Alarm schlagen, mit Gesang und Musik erzählen sie die Geschichte „Vom Fischer und seiner Frau“ neu. Bis alle Kinder tanzen und klatschen und die beste Idee haben, wie die Menschen besser zusammen leben können.
Im nächsten Jahr wird es das Kinder-Zukunftsdiplom mit großer Unterstützung des Amtes für Grünflächen, Nachhaltigkeit und Umwelt und zahlreichen Kooperationspartnern zum dritten Mal geben, kündigt VHS-Fachbereichsleiterin Regula Püschel an.
Jeder Verbraucher und jede Verbraucherin in Deutschland wirft im Jahr etwa 78 Kilogramm Lebensmittel weg. Grund genug, um beim Kinder-Zukunftsdiplom ein Experiment zu wagen und gemeinsam mit den teilnehmenden Kindern Lebensmittel zu retten.
Möhren, Kohlrabi, Brokkoli und Obst – all das hatten die Kinder zum Schnibbeln mitgebracht. Zu Hause war es „übrig“ und wäre vielleicht im Müll gelandet. Und die mitgebrachte schrumpelige Paprika? Kann man die überhaupt noch essen?
Im Garten in der Ewaldistraße stand das Kochrad „Pepe“ aufgebaut
Bei der Veranstaltung „Mit 100 Grad auf dem Rad“ haben die Kinder genau darüber diskutiert, (aus)probiert und letztlich aus den Lebensmitteln ein tolles Essen gezaubert.
Schnibbeln, schälen und leckeres Essen selber zubereiten macht Spaß
Es gab selbstgemachte Nudeln mit Gemüse und Soße, dazu Kopf- und Obstsalat. Zum Schluss haben alle zusammen gegessen und den Nachmittag ausklingen lassen.
Tomatensoße schön umrühren auf dem Gaskocher von „Pepe“
Einige Mitglieder der Gruppe gegen Lebensmittelverschwendung haben die Mädchen beim Kochen ganz praktisch unterstützt und mit ihnen über einen „Sichtwechsel_2030“ diskutiert, so der Name ihrer Initiative. Vielen Dank für die tolle Zusammenarbeit!
Mit ganz viel Kreativität und Fantasie entstehen leckere Salate
Das Kochrad Pepe ist im Juli insgesamt drei Mal in der Ewaldistraße zu Gast. Die Initiative Sichtwechsel_2030 begleitet die Kinder des Zukunftsdiploms bei ihren Aktivitäten. Mhhmm – echt lecker!
Im Botanischen Garten der Universität Münster blüht und grünt es überall. Am Eingang treffen wir Mirja und Johanna, die die Kinder und ihre Eltern begrüßen. Die Kinder gehen alleine mit.
Dr. Mirja Hentschel ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Botanischen Garten, Johanna Schmidt Studierende. Sie führen die Kids bei ihrem zweieinhalbstündigen Besuch.
Im Botanischen Garten blüht es Ende Juni überall
Was sind denn eigentlich Faserpflanzen?
„Welche Faserpflanzen kennt ihr?“, fragt Mirja auf der Wiese unter einem großen Baum.
„Brennnesseln“, ertönt es laut.
Mirja erklärt den Kids heute, woraus ihre Kleidung gemacht ist.
Den Unterschied von Fasern mit pflanzlichem, tierischem oder chemischen Ursprung können die Kinder fühlen – und riechen.
Sie fühlen einen karierten Baumwollstoff und erhalten eine Handvoll Schafwolle. Kratzt leicht, ist fettig und riecht etwas streng. Schafwolle fühlt sich anders an als Baumwolle.
„Mein T-Shirt ist ganz weich“, befühlen die Kinder ihre Pullis. „Guckt doch mal auf das eingenähte Schildchen, woraus ist eure Kleidung gemacht?“, will Mirja wissen. Alle T-Shirts sind aus Baumwolle.
Aber es gibt auch Mischgewebe aus verschiedenen Fasern. Mirja holt einige Kleidungsstücke aus verschiedenen Garnen aus der Schubkarre – auch eine graue Weste ihrer Oma. Sie hält sie hoch. Die ist aus Polyester, das ist eine Chemiefaser, sie raschelt so komisch.
Schubkarre mit vielen Materialien für den Workshop „Faserpflanzen“
Welche Faserpflanzen finden wir im Botanischen Garten?
Die Kinder machen sich auf die Suche und gehen in zwei Gruppen geführt von Mirja und Johanna los. Die drei Faserpflanzen sollen sie mit Hilfe eines gezeichneten Plans finden.
Um Brennnesseln, Baumwolle und Lein soll es heute gehen.
An einer Wildblumenwiese machen die Kids zuerst halt. Dort wachsen lange Stängel mit kleinen Fruchtständen oben dran. Sie sind noch grün.
„Wenn die Pflanzen gelb sind, werden sie geerntet, aber nicht abgemäht, sondern herausgerissen. Sonst brechen die langen Halme ab, die noch verarbeitet werden sollen. Das macht eine Maschine“, erklärt Mirja ihrer kleinen Gruppe anhand von einfachen Erklärungen mit Fotos.
Fruchtstände der Leinpflanzen (WWU/Botanischer Garten)
Die Garben werden gekämmt und zu Garn gesponnen. Was kann man alles daraus machen? Zum Beispiel Betttücher. Sie sind schön kühl, knittern aber auch schnell wie auch der Kleiderstoff. Oder Leinwand. Denn der Holzrahmen ist mit Leinen bespannt.
„Leinsamen könnt ihr über euer Müsli streuen, den kann man essen“, erklärt Mirja und zeigt auf eine Abbildung. In welchem Wort ist denn „Lein“ enthalten? Da müssen die Kinder länger überlegen. In Leine. Für Schiffe wurden aus den Fasern lange Leinen gedreht.
Ein kurzer Erklärfilm auf einem Tablet erzählt noch mehr über die Pflanze, die auch im Münsterland auf den Feldern wächst.
Brennnesseln machen Aua
Auf zur nächsten Pflanze. Sie steht im Arzneigarten und ist mit kleinen Härchen bedeckt. Die Stängel sind sehr lang. Anfassen tut weh.
„Seid ihr schon mal an den Blättern und Stielen entlanggestreift?“ fragt Mirja. Das brennt, ist aber nicht gefährlich. Ja, das Brennen kennen die Kids aus eigener Erfahrung.
Brennnesseln nur mit Vorsicht anfassen (WWU/Botanischer Garten)
“Aus Brennnesseln wird Nesselstoff gemacht, deshalb heißt er so“, erklärt uns Mirja.
Auf zur dritten Faserpflanze in das Victoria-Tropengewächshaus vorbei an der Orangerie. Die Kinder finden den Weg alleine.
„Puh, hier ist es richtig feucht und warm.“ Am Teich mit den riesigen Victoria-Seerosen bleiben die Kids stehen. Fische schwimmen darin. Das ganze Tropenhaus ist voll mit riesigen Pflanzen, auf ihren großen Blättern sind viele Wassertropfen.
Aber wo ist die Baumwollpflanze?
Baumwollstrauch im Viktoria-Tropenhaus im Botanischen Garten
„Die Baumwolle wächst an einem Strauch, nicht am Baum“, schmunzelt Mirja.
Da sind grüne Büsche mit weißen Tupfen dran, wie Watte sehen sie aus.
„Fühlt sich sehr feucht und weich an!“, spüren die Kids. Sie merken aber auch, dass in den Wattebäuschchen Samen sind, die pieksen.
Sie erfahren sehr viel über den Anbau von Baumwolle in tropischen und subtropischen Ländern, den hohen Wasserverbrauch und die Menschen, die die viele Fußballfelder große Plantagen mit der Hand abflücken. Mit der Maschine geerntete Baumwolle enthält noch Pflanzenreste. Feine Baumwolle wird ausschließlich mit der Hand gepflückt.
Die Infos sehen sie auf dem Erklärfilm auf dem Tablet.
Einzelne Baumwollblüte
Die Suche nach den Faserpflanzen ist zu Ende. Für die Älteren käme noch der Hanf dazu, aber das ist für die Kleinen noch zu viel an Infos.
Zurück am Tisch gibt erst mal eine Frühstückspause und dann basteln die Kinder aus Fasern und Perlen eigene kleine Armbänder und nehmen sie mit nach Hause.
Jetzt wissen sie, woraus ihre Kleidung gemacht wird.